Farbtupfer aus Champagner

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Unkompliziert, sympathisch und herzlich geht es im Süden der Champagne zu. Das wird spätestens deutlich, wenn man eine feudale Champagnerverkostung in Gummistiefeln an der „Côte des Bar“ erlebt hat. Bei einem Urlaub an den Großen Seen in der Nähe von Troyes, unternehmen wir einen Tagesausflug in die Gegend von Essoyes und Les Riceys. Les Riceys besteht aus drei kleineren Dörfern mit insgesamt 1.400 Einwohnern und bezaubert mit kleinen Gässchen und typisch französischem Charme. Mit einem Terroir von 866 Hektar hat die Gemeinde das größte Anbaugebiet der ganzen Champagne. Zudem ist der Ort stolz auf seine drei kontrollierten Herkunftsbezeichnungen AOC: Champagne, Rosé des Riceys, Coteaux-Champenois. Das ist einzigartig in Frankreich! Bei einem Spaziergang durch die Ortschaft werden wir auf die kleine Champagnerkellerei Didier Goussard aufmerksam. Didier öffnet uns die Türen und spricht sofort ein wenig Deutsch, da er unseren Akzent erkennt. In den letzten Tagen hat es viel geregnet und das Flüsschchen Laignes hinter dem Garten des Anwesens ist angeschwollen. Die Champagnerkeller direkt unter dem Haus stehen fünf Zentimeter unter Wasser. Aber das ist natürlich kein Problem. Didier hat Schuhgröße 47 und leiht mir ein Paar Stiefel, damit wir dennoch die schöne Kelleranlage besichtigen können. Und es lohnt sich! Unter dem Haus lagern wahre Schätze. Es sind auch ein paar Flaschen dabei, mit denen Besucher das Degorgieren üben können. Diese Handlung vollziehen wir im Garten, der von der Ehefrau Marie-Hélène liebevoll gepflegt wird. Mit einer Schürze versehen, folgen wir Didiers Anleitung. Die Flasche vor dem Bauch nach unten halten, dann nach oben ziehen und den Öffner betätigen, wenn die Gasblase in den Flaschenhals steigt. Mit einem Knall spritzen die Ablagerungen heraus – und man fühlt sich wie ein echter Champagnerwinzer! Nach dem Degorgieren geht es zur Verkostung zurück in den Champagnerkeller. Alle Champagnernamen des Hauses Goussard sind Alliterationen. Wir probieren „Terroir Tentation“ und „Esprit Elégant“ die sich durch Fruchtigkeit und Finesse auszeichnen. Didier hat einen Ordner mit Erklärungen in deutscher Sprache und kann Besuchern in gemütlicher Atmosphäre alle Fragen zur Champagnerherstellung beantworten.

 

Im nahen Ville-sur-Arce ist die traditionelle, seit 1865 bestehende Champagnerkellerei Rémy Massin mit 22 Hektar Anbaufläche schon etwas grösser, aber es bleibt alles sehr persönlich und man wird herzlich empfangen. Carole Massin verziert mit ihrer Malerei Champagnerflaschen für besondere Anlässe. Auch sie spricht etwas Deutsch. Das hat sie in der Schule gelernt, und eine Bekannte hat ihr alle wichtigen Erklärungen für die Besichtigung des Champagnergutes übersetzt. Für Touristen hat sie ein prickelndes Angebot. Auf Anmeldung organisiert sie bukolische Picknicks in den Champagnerlagen. Zunächst wird der Champagnerkeller besichtigt und dann geht es in die Weinberge. Dort wird ein von einem Küchenchef vorbereitetes Picknick serviert. Sieben Champagner werden dazu verkostet. Die Champagnerkellerei „Rémy Massin“ nimmt auch an der Aktion „Winzer für einen Tag“ teil, die zur Zeit der Weinlese vom Tourismusamt veranstaltet wird. Die Winzer, die wir treffen, sehen alle wie glückliche Menschen aus. Liegt das an der Leidenschaft für ihre Arbeit oder aber an der Wohltat des festlichsten aller Getränke?

 

Im nahen Dorf Essoyes treffen Champagner und Kultur aufeinander. Das dem berühmten Maler Pierre-Auguste Renoir gewidmete Kulturzentrum „Du Côté des Renoir“ hat dort einen außerordentlichen Versuch durchgeführt. Von zehn Champagnerkellereien wurden spezielle Champagner kreiert, die ganz im Einklang zu Gemälden des Meisters des Impressionismus stehen.

 

Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) traf Aline Charigot, als er in Paris arbeitete. 18 Jahre jünger als er, verkörperte sie sein Ideal weiblicher Schönheit. Aline wurde erst Modell, später Ehefrau des Malers und taucht auf vielen seiner Bilder auf. Aline stammte aus Essoyes in der Champagne. Renoir war bezaubert von dem Dorfleben, dem Frieden und der Schönheit der Umgebung. Das Paar kam jeden Sommer nach Essoyes. 1896 baute Renoir dort ein Haus und später im Garten ein Atelier, wo er in Ruhe arbeiten konnte. Es war ihr beider Wunsch, in Essoyes begraben zu werden. Sie ruhen zusammen mit ihren Kindern auf dem Friedhof des Dorfes. Im Ort erfahren Besucher im kulturellen Zentrum viel über den Maler und seine Familie. Beim Mittagessen im Restaurant „Les Berges de l’Ource“, begegnen wir einer Engländerin, einem asiatischen Paar und ein Auto mit Hamburger Kennzeichen steht vor der Tür. Ein ausgeschilderter Fußweg führt von da aus durch das Dorf und an den Ateliers heutiger Künstler vorbei zum Atelier des großen Meisters. Es ist durch einen Blumengarten zu erreichen, dessen Anlage von Renoirs Gemälden inspiriert ist. 2017 wurde als Renoir-Jahr erklärt und ab Juni ist  erstmalig das Wohnhaus der Künstlerfamilie zu besichtigen.

 

Praktische Informationen:

„Aube en Champagne“ ist ein französisches Departement süd-östlich von Paris mit einer Fläche von 6.000 km² und 304.000 Einwohnern. Die zentrale Stadt ist Troyes.

Das Gebiet ist über die Autobahnen A26 und A5 gut zu erreichen. Etwa 500 Kilometer sind es von Köln, Frankfurt oder Stuttgart. TGV-Bahnhof bei Reims.

Deutschsprachige Internetseite des Fremdenverkehrsamtes „Aube en Champagne“: www.aube-champagne.com/de

 

Download Fotos: https://we.tl/3bIbESi261  (Der Link ist nur ein paar Tage aktiv. Bitte fragen Sie uns nach Fotos, wenn das nicht mehr der Fall sein sollte)

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